Gutshaus 1888 mit Stall
"Das Gut Daudieck liegt mit seiner arrondierten Wirtschaftsfläche in der Gemarkung Horneburgs und grenzt im Westen an die Gemarkung Issendorf und im Süden an die Gemarkung Bliedersdorf.
Die Gutsfläche erstreckt sich von der Aue mit ihren jährlich mehrmals überschwemmten Wiesen über den Quellhorizont des Geestrandes mit Bächen und Teichen hinauf zu den Ackerflächen der Geest." (...)
"Daudieck war im Mittelalter Klostergut des Klosters Harsefeld. Es diente den Mönchen als Fischlieferant. Die größeren Teiche aus dieser Zeit werden heute noch bewirtschaftet." (...)
"An die frühere Zuordnung nach Harsefeld erinnert die Hofausfahrt in Richtung Harsefeld und zugleich Zufahrt zu den Feldern ist. Sie ist von prachtvollen Linden und Eichen gesäumt und heißt heute noch Harsefelder Allee."
(Brümmel, Peter 2001: Die Güter der Ritterschaft im Herzogtum Bremen, S. 34f.)
"Auch der Hofname stammt aus jener fernen Zeit. Die erste Namenshälfte "Dau-" ist nur schwer zu erklären, das Wort ist heute nicht mehr gebräuchlich. Ähnliche Worte und Ortsbezeichnungen lassen Herkunft und Bedeutung besser erkennen. Z.B. Davenstedt, ein Ortsteil von Hannover, liegt unmittelbar an der Leine in der Niederung gegenüber dem "hohen Ufer", das Hannover den Namen gegeben hat. In der Gegend von Bremen gibt es das Wort "Dobben" als Bezeichnung für Wiesen auf morastigem Untergrund wie auch Dobrock. Dove Elbe heißt ein abgesperrter Flußarm der Elbe bei Krautsand = Modderelbe. Das ganze Hofgelände mit Gutsgarten ist auf Morast künstlich aufgeschüttet (Dieck = Damm). Schon zur Klosterzeit muß das geschehen sein, denn neben dem Gutshaus steht eine mehrere hundert Jahre alte Eibe auf dem meterhoch aufgefahrenen Boden."
(Ebd., S. 35.)
Bilder rechts: Skizze Gelände mit Garten, Radierung: Christa Donatius, Luftbild Gut Daudieck 2016
"Aber es gab noch andere Aktivitäten der Mönche, davon zeugen heute immerhin noch manche Flurnamen. Bünte heißen einige Daudiecker Felder, auf denen früher die vom Kloster abhängigen Bauern Hand- und Spanndienste leisten mussten (engl. bound = verpflichtet). Auf dem sog. Teilbusch 200 m vom Hof entfernt, betrieb das Kloster eine Ziegelei. In jener Zeit wurde das wertvolle Material nur für Kirchen und die wenigen Steinhäuser verwendet. Die Fundamente der einzelnen Ziegeleigebäude und Materialreste des Brennofens, die schon im Mittelalter verfielen, sind erst vor etwa 30 Jahren [um 1970, Anm. d. Verf.] entfernt worden. Aber noch heute ist an den Bodenverfärbungen ihre Lage zu erkennen. Sie standen in unmittelbarer Nähe zur Aue, deren Tidenhub bis hierher reicht. Der Name Teilbusch = Tegelbusch benennt die vielen Ziegel, die den Boden auf diesem Gelände bedecken. Die Lehmkuhlen sind erst 1948 und 1969 in Teiche umgewandelt worden."
(Ebd., S. 35f.)
Bilder links: Lehmkuhlenteiche
"Die Glanzzeit der klösterlichen Landbewirtschaftung ging zu Ende, als etwa um 1350 zwei Drittel der Bevölkerung von der Pest dahingerafft wurden. Die großen Anbauflächen wurden nicht mehr gebraucht, entfernte Flächen und schlechtere Böden dienten jetzt nur noch den Schafen als Weide, die Heide breitete sich aus. Das galt auch für Daudieck."
(Ebd., S. 36.)
"Mit dem Übertritt des Erzbistums zur lutherischen Kirche gerieten die Klosterwirtschaften in eine weitere Krise, obwohl sich zu dieser Zeit die Lage der Landwirtschaft aufgrund der inzwischen wieder gewachsenen Bevölkerung gebessert hatte. Die Burg Horneburg hatte jetzt im 16. Jahrhundert ihren Wert verloren und die Burgmänner wurden des engen Zusammenwohnens auf der Vorburg überdrüssig. Nach und nach verließen sie die Burg und siedelten sich auf Gütern am Ort an. Das Burgleben mit den besonderen Privilegien der Burg wurde damit auf diese neuen Güter übertragen."
(Ebd., S. 36.)
"Etwa um 1600 erwarb der
Burgmann Berthold Schulte v. d. Lühe Daudieck vom Kloster Harsefeld.
Das Gutshaus, das Nebenhaus und die Mühle sind gleich darauf
1609
von diesem ersten nichtgeistlichen Besitzer gebaut worden.
Kurz darauf wurde die schon nicht mehr im besten Zustand befindliche Horneburger Burg 1627 von den Truppen Tillys zerstört."
(Ebd.)
Die Privilegien (Gerichtsherschaft und Grundherschaft) des Burgmannes Berthold Schulte v.d. Lühe inne hatte, hat er auf Daudieck übertragen.
Daudieck wurde von da an in die Gütermatrikel der Ritterschaft eingetragen und war damit Rittergut.
"Die Besitzerfolge und das wirtschaftliche Auf und Ab in Daudieck läßt sich seitdem lückenlos nachvollziehen. Im 18. Jahrhundert ging das Gut durch Einheirat auf die Familie v. Rönne über.
Die Kurhannoversche Landesaufnahme aus der Mitte des 18.Jahrhunderts gibt sehr genau die damalige Geländebeschaffenheit Daudiecks und seiner Umgebung wieder. Ein Teil war Heide, wie heute noch an Flurnamen zu erkennen ist. Schäferhaus, Schafteich und Bienenteich, große und kleine Daudiecker Heide beschreiben eine ganz andere Landschaft als die heutige."
(Ebd.)
Bilder rechts: Heideblüte, Luftbild 1970, Kurhannoversche Landesaufnahme
"Deutlich sind auf dieser Karte die weiten Heideflächen und viele der noch heute bewirtschafteten Teiche zu erkennen. Manchen dort verzeichneten Weg gibt es heute nicht mehr, aber im Wald ist ihr Verlauf noch zu erkennen. Der Einschnitt des alten Postweges Horneburg - Harsefeld - Zeven - Bremen teilt noch heute den Wall eines Hünengrabes mitten im Feld in zwei Teile.
Die Kurhannoversche Landesaufnahme zeigt, dass im 18. Jahrhundert nicht nur das Gutshaus, sondern auch andere noch heute erhaltene Gebäude bereits standen. Die beiden mit Reth gedeckten Häuslingshäuser Mühle und Schäferhaus sind Zweiständerhäuser im Niedersachsenstil. Die Gebäude des Hofes stehen [heute, Anm. d. Verf.] unter Denkmalschutz."
(Ebd., S. 36f.)
Bilder links: Mühle Aquarell: Heinrich Dreyer 1911, Mühle Fotos damals & heute, Schäferhaus Luftbild, Schäferhaus damals & heute
"Mit Schlüssel Nr. eingetragen sind das Gutshaus, das Nebenhaus, die Mühle und das Schäferhaus. Eine Besonderheit Daudiecks sind die großzügig angelegten Alleen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vor allem die des Hauptwirtschaftsweges, die sogenannte „Harsefelder Allee“. Aus dem Mittelalter stammt noch eine Eibe unmittelbar am Gutshaus; der Baum ist als Naturdenkmal geschüzt.
Die Einkünfte des Gutes bestanden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur zum geringeren Teil aus der Bewirtschaftung der Gutsflächen, wichtiger waren die Einnahmen aus jährlichen Abgaben der Bauernhöfe, die der Grundherrschaft oder der Gerichtsherrschaft des Gutes gehörten. Folgende geschlossene Gerichte unterstanden dem Gut Daudieck: Sauensiek, Neuenfelde-Ninkop und zu Anteilen Horneburg. Diese geschlossenen Gerichte besaßen die volle Zivil- und Strafgerichtsbarkeit, ohne daß die Urteile der Genehmigung einer Behörde oder des Landesherrn bedurften."
(Ebd., S. 37.)
Bilder rechts: Harsefelder Allee, bewirtschaftete Flächen
"Auf dem Betrieb arbeiteten bis Mitte des 19.Jahrhunderts nicht nur das Hofpersonal, sondern auch die durch die Grundherrschaft des Gutes zu Hand-und Spanndiensten verpflichteten Bauern. Die Hand- und Spanndienste waren aber vor ihrer endgültigen Abschaffung von den meisten Bauern in eine jährliche Geldabgabe umgewandelt worden."
(Ebd.)
"In den Napoleonischen Kriegen kam die Familie v. Holleuffer aus Sachsen durch Einheirat nach Daudieck. Seitdem wechselten von Generation zu Generation Eigenbewirtschaftung mit Verpachtung ab. Das verhinderte ein kontinuierliches Wachstum des Betriebes.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Stallteil des Gutshauses auf der Hofseite abgerissen und durch ein eigenständiges Stallgebäude ersetzt. Den verbliebenen Wohnteil des Gutshauses erweiterte Hans v. Holleuffer (...) im gleichen Jahr um ein Fach und renovierte das Haus von Grund auf. Nach dem I. Weltkrieg nahm er das Gut aus der Verpachtung und brachte die Wirtschaftsgebäude auf zeitgemäßen Stand."
(Ebd., S. 37f.)
Bild rechts: Das Bild zeigt ein Epitaph, welches vor ca. 100 Jahren aus der Kirche zu Burkartshain, im Kreis Sachsen nach Gut Daudieck überführt wurde. Das Stammwappen derer von Holleuffer zeigt in Gold eine aufgerichtete, rot bewehrte schwarze Greifenklaue (auch Adlerklaue) mit roter Schnittfläche. Auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken drei silberne Gartenlilien mit grünen beblätterten Stängeln.
"In den 30-er Jahren [des 20. Jahrhunderts, d. Verf.] ließ er den Hauptwirtschaftsweg auf 2 km Länge pflastern, baute den großen Viehstall und die jetzt als Maschinenhalle genutzte freitragende Scheune.
Zugleich setzte er sich für öffentliche Belange ein, war Mitbegründer des Kreislandbundes, deren erster Vorsitzender er bald danach wurde. Er war im Vorstand der Landwirtschaftskammer Hannover und bis 1933 Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für den Regierungsbezirk Stade. Er wurde 1921 in den Kreistag gewählt und war Mitglied des Kreisausschusses bis zur Auflösung 1933."
(Ebd., S. 38.)
Bild links: Hans von Holleuffer
"Als im II. Weltkrieg der einzige Sohn und damalige Eigentümer Hans Albrecht v. Holleuffer in jungen Jahren fiel und auch der damalige Bewirtschafter, Vater Hans v. Holleuffer, wenige Jahre später starb, folgte wieder eine jahrzehntelange Verpachtung des Gutes. Durch testamentarische Vererbung an den ältesten Sohn der ältesten Schwester des gefallenen Hans Albrecht kam jetzt das Gut ins
Eigentum der Familie Brümmel."
(Ebd.)
"Der Eigentümer, Dr. Peter Brümmel, (...) hatte zunächst eine hohe Altlast und einen jahrzehntelangen Erhaltungsrückstand an den Gebäuden zu tilgen." (...)
Da die Erbschaft dem neuen Eigentümer schon im Kindesalter zufiel und er später im auswärtigen Beruf Geld für Tilgung und Gebäudeinvestitionen hinzuverdienen musste, trug die Mutter Erika Brümmel - ab der 60er Jahre war sie testamentarisch eingesetzte Nießbraucherin - viele Jahre die Hauptlast und Verantwortung.
"Erst 1988 nahm der Eigentümer die Ackerflächen aus parzellierter Verpachtung zurück in Eigenbewirtschaftung."
(Ebd.)
Bild rechts: Dr. Peter Brümmel
"Die Altgebäude sind inzwischen mit Wohnungen ausgebaut worden."
"Das Gut besitzt heute 200 ha arrondierte Fläche." Davon sind aktuell ca. 85 ha Ackerland (zuzüglich 15 ha Pacht = 100 ha Ackerland ) und 70 ha Wald. "Etwa 10 ha Teiche und ca. 15 ha Grünland sind verpachtet. Die restlichen 15 ha sind Ödland im
Überschwemmungsgebiet der Aue, Wege und Hünengräber. Zum Ausgleich für die geringe Flächenausstattung und die schlechte Bodenqualität wurde 1998 der Betrieb durch Schweinezucht mit zunächst 120 Sauen in Freilandhaltung vergrößert."
(Ebd., S. 38f.)
Bilder links: Ferkel, Gut Daudieck Teichseite, Haupthaus Hofseite, kleine Gasse, überschwemmte Wiese Auetal, Lindenbäume
Im Juni 2004 übergab Peter Brümmel den Hof seinem ältesten Sohn Henning.
Mit inzwischen mehr als 200 Bio-Zuchtsauen und einem Wechsel zu ökologischer Wirtschaftsweise im Ackerbau, wirtschaftet Henning Brümmel nach den Richtlinien der Biologisch Organischen Landwirtschaft seit Juli 2006.
2011 baute er in einem Gemeinschaftsprojekt mit ortsansässigen Landwirten eine Biogasanlage.
In den folgenden Jahren wurden die Mühle, das Schäferhaus und das Gartenhaus komplett renoviert. Zwei Dächer wurden erneuert und diverse Innenrenovierungen durchgeführt.
Bild rechts: Henning Brümmel